Verbrennungen

Das wichtigste auf einen Blick:

Inhaltsverzeichnis

Zu Verbrennungen kommt es schnell einmal. Ohne Topflappen an den heißen Topf gefasst oder die Tasse Tee auf den Schoß geleert. Hier ist schnelle Reaktion gefragt. Verbrennungen entstehen, wenn etwas Heißes pathologisch auf die Haut einwirkt. Abhängig ist der Grad der Verbrennung von der Einwirkzeit, der Körperstelle, der Hautempfindlichkeit und der Temperatur.

Eine Wunde durch Verbrennung sollte immer unter kaltes Wasser gehalten werden. Kalt bedeutet aber nicht eiskalt. 
Ab einer Temperatur von 52° C denaturiert Eiweiß in den Gewebestrukturen, Gewebe stirbt ab, und dieses abgestorbene Gewebe setzt Botenstoffe frei. Deswegen ist es immer entscheidend, wie groß und wie tief eine Verbrennung ist.



Die ersten Maßnahmen bei Verbrennung sind abhängig von der Größe und Tiefe der Verbrennung. Grundsätzlich sollten aber immer Schockbehandlung, Schmerztherapie und Flüssigkeitszufuhr im Vordergrund stehen. Denken Sie immer an die Neunerregel, und rufen Sie im Zweifel immer einen Rettungswagen.

Neunerregel


Die sogenannte Neunerregel nach Wallace dient der Beurteilung des Schweregrades und der Frage, ob die Verbrennung lebensgefährliche Auswirkungen auf den Gesamtorganismus hat.

Verbrennungen

Verbrennungen werden in vier verschiedene Schweregrade eingeteilt:

Grad I:


Verbrennungen ersten Grades zeichnen sich durch eine Schädigung des Epithels aus. Das heißt, die Zellen sind geschädigt, aber nicht abgestorben. Es zeigen sich eine Rötung der Haut, Schmerzen und lokalen Ödeme wie zum Beispiel bei einem Sonnenbrand. Diese Verbrennungen verheilen vorwiegend problemlos, da sie keinen offenen Gewebedefekt aufweisen, stellen also nur eine oberflächliche Epithelschädigung dar.



Maßnahmen bei Grad-I-Verbrennungen:

  • Bei intakter Haut muss sofort lokal gekühlt werden; das Wasser sollte handwarm sein, nicht eiskalt. Es gilt ein Richtwert von 18 bis 20° C. Entweder hält man die betroffene Stelle unter Leitungswasser oder legt feuchte Tücher auf (z. B. bei einem Sonnenbrand).
    Eisbeutel sollten nicht verwendet werden; die starke Kälte führt zu zusätzlicher Schädigung des Gewebes.
  • Überhaupt muss man aufpassen, dass man bei einer großflächigen Verbrennung 1. Grades (Sonnenbrand!) keine Unterkühlung produziert.
  • Feuchtigkeitsreiche Lotion sollte aufgetragen werden.
  • Auch Schmerzmittel können genommen werden.

Grad II:


Verbrennungen zweiten Grades werden wiederum unterteilt in:

Grad IIa: oberflächliche dermale Verbrennung:


Hier haben sich Blasen gebildet, der Wundgrund unter den Blasen ist aber noch vital, feucht-nass, die sogenannte wegdrückbare Rötung zeigt: Es ist nur eine Schädigung der Epidermis und oberflächlicher Anteile der Dermis mit spontaner Heilungstendenz. Diese Wunden sind sehr stark schmerzhaft.

Maßnahmen bei Grad-IIa-Verbrennungen:

  • Die Wunde sollte antiseptisch gereinigt werden, zum Beispiel mit Octenidin.
  • Ist die Blase beschädigt, sollte sie entfernt werden, auch um den Untergrund darunter besser einschätzen zu können.
  • Ein Verband sollte angelegt werden, für 24 Stunden, mit trockenen, konventionellen Verbandsmitteln; das sind zum Beispiel Wunddistanzgitter und Kompressen.
  • Nach 24 Stunden sollte der Verband das erste Mal abgenommen und die Wunde kontrolliert werden, ob sie nachgebrannt hat, also tiefer geworden ist durch die nachträgliche lokale thermische Überhitzung.
  • Bei einer geschlossenen Blase sollten keine antiseptischen Produkte oder feuchte Verbandsmittel angewendet werden.
  • Auf keinen Fall sollten in den ersten 24 Stunden hydroaktive Verbandsmittel eingesetzt werden, da diese die Wunde warm halten; hier besteht die Gefahr des Afterburnings!

Grad IIb: tiefe dermale Verbrennung

Hier gibt es Blasenbildung oder direkt zerstörte Blasenreste. Der Wundgrund ist hell/blass bis blass rötlich und trocken/abgestorben. Die Sensibilität ist schwächer; dies zeigt eine deutliche, nicht nur oberflächliche Schädigung der Dermis, aber mit Erhalt der Haarfollikel und Drüsenanhängsel.



Maßnahmen bei Grad-IIb-Verbrennungen:

  • Bei kleineren Verbrennung unter 1 % der Körperoberfläche erfolgt die Behandlung wie bei Grad IIa.
  • Bei großflächigen Verletzungen (siehe Neunerregel) kommt eine Verlegung ins Brandverletztenzentrum in Betracht.
  • Die Erstversorgung sollte mit einem sterilen Verband erfolgen, eventuell kühlend. Wichtig ist, dass der Verband nicht mit der Wunde verklebt. Hier sind trockene Verbandsmittel wie Wunddistanzgitter und Kompressen zu bevorzugen.


Grad III und IV:


Bei Verbrennungen dritten und vierten Grades sind auch weitere Hautschichten betroffen, sodass die Ober- und Lederhaut (Epidermis und Dermis) und letztlich sogar bis an den Knochen alle Gewebestrukturen gänzlich zerstört sind.



Da dieser Grad der Verbrennung sehr gefährlich ist und schnell zu Infektionen führen kann, sollte immer umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Es kommt dabei zu Nekrosen und Verkohlungen; man hat aber keine Schmerzen.


Maßnahmen bei Grad-III- und Grad-IV-Verbrennungen:

  • Wunden steril abdecken
  • Vitalfunktionen stabilisieren
  • Patienten immer operativ im Brandverletztenzentrum behandeln lassen

Brandverletztenzentrum bei Verbrennungen​

Alle Patienten mit komplizierter Lokalisation wie zum Beispiel Gesicht, Hals, Genitalregion sollten im Brandverletztenzentrum vorgestellt werden, ebenso wie Patienten mit mehr als 15 % zweitgradig verbrannter Körperoberfläche.

Bei Patienten mit mehr als 10 % drittgradig verbrannter Körperoberfläche gilt dies ebenso, genauso wie bei Patienten mit Inhalationsschäden, schweren Vorerkrankungen oder elektrischen Verletzungen.

Nachversorgung von Brandwunden

Im Verlauf der Wundversorgung kann von trockenen Wundversorgungsmaterialien auf feuchte, hydroaktive Wundversorgungsmaterialien umgestellt werden, da das Verschorfen der Wunde stärker schmerzt.


Außerdem sollte die Wundversorgung nicht an der Wunde klebend sein. Cremes zur Schmerzlinderung (Flammazine) können am Anfang je nach Tiefe der Verbrennung eingesetzt werden. Im weiteren Verlauf spielt die Haut- und Narbenpflege eine große Rolle. Bei schwerwiegenden Verbrennungen müssen auch hier spezielle Kompressionskleidung getragen werden beziehungsweise bei Bedarf plastische, chirurgische Maßnahmen erfolgen.